Writer to the Bone – Feder, Rose, Schädel
Writer to the Bone – Feder, Rose, Schädel

Writer to the Bone – Feder, Rose, Schädel

Das bin ich. Ein „Writer to the bone“ oder „Autorin durch und durch“. Das Schreiben prägt meinen Alltag, meine Zeiteinteilung, meine Freizeit, meine Freundschaften, mein häusliches Umfeld. Für´s Schreiben brauche ich eine ganze Reihe Dinge – Werkzeuge, Hilfsmittel, aber auch Dekoration: Mein Notebook natürlich (es heißt Hewie, und ich liebe es!), viele Notizbücher, Stapel an Notizzetteln, Kugelschreiber und Bleistfte, einen Schreibtisch, dichte Vorhänge, die passende Musik, Kerzen, Tee … Ich könnte die Liste noch weiter fortsetzen und bestimmt werde ich hier irgendwann dem einen oder anderen ein paar Zeilen widmen. Aber letztlich sind es vor allem drei Dinge, die mich und mein Autorendasein als Writer to the Bone prägen und ausmachen:

  1. Handwerk: Die Arbeit, die ständige Beschäftigung mit Sprache. Obwohl Muttersprachlerin, muss ich sie üben. Immer wieder. Dabei hilft es natürlich am Besten, zu schreiben. Tag für Tag, egal wie viel, egal was. Also nicht nur Romane, sondern auch kurze Texte, lange Texte, Briefe, Karten, Socialmedia … Es gibt zahllose Möglichkeiten, unterschiedliche Situationen oder Zusammenhänge. Ob ich bei Facebook eine lustige Begebenheit aus dem Familienalltag schildere oder einen Missstand anprangere, der mir gerade auf der Seele liegt – es ist ein ständiges Üben, Probieren, im Fluss bleiben. Ebenso wichtig wie das Schreiben ist das Lesen. Und auch hier gilt so viel wie nur möglich: Klassiker, Neuerscheinungen, unterschiedliche Genres, Bestseller oder noch unbekannte Autoren. Dabei kann ich lernen, meinen eigenen Schreib-Horizont erweitern: Wie ist die Geschichte aufgebaut? Wie funktioniert der Spannungsbogen? Oder warum funktioniert er nicht? Wieso kann ich es kaum erwarten, die nächste Seite, das nächste Kapitel zu lesen, obwohl ich den Stil oder die Figuren nicht mag? Was macht die Dialoge in diesem Roman so faszinierend und lebendig – und in jenem so langweilig? Auf diese Art nehme ich aus jedem (wirklich JEDEM!!!) gelesenen Roman für mein eigenes Schreiben etwas mit (das Gleiche gilt übrigens auch für Filme und Serien). Es ist faszinierend. Und ganz nebenbei macht es auch noch Spaß. Ich glaube, es gibt keinen anderen Beruf, bei dem man so angenehm, unterhaltsam und ganz nebenbei, ohne dass man es richtig merkt, lernen, sich weiterbilden und -entwickeln kann.
  2. Leidenschaft. Menschen sind vor allem eins: fühlende Wesen. Das gilt für Leser und Autoren ebenso wie für Romanfiguren. Das bedeutet für mich, dass ich vor allem eine persönliche Beziehung zu meiner Geschichte, meinen Figuren aufbauen muss. Erst, wenn ich selbst begeistert bin, wenn ich mitgerissen werde, eine Figur mag oder verabscheue, mich mit ihr freue oder mit ihr leide, springt der Funke über und sie beginnt, auf dem Papier zu leben. Schreiben ist für mich ein hoch emotionaler Prozess. Es erzeugt Glücksgefühle, unbändige Freude, Kraft und Energie – aber auch Melancholie, Ärger, Wut, Traurigkeit, Angst. Manchmal ist das sehr anstrengend. Wer es nicht selbst erlebt hat, kann nicht nachempfinden, dass ein Streit auf dem Papier ebenso Kräfte zehrend ist, wie der reale Krach mit dem Partner. Und dass das umgekehrt auch für eine Versöhnung gilt (auch ein Grund, weshalb ich nicht nur Thriller und Krimis schreiben könnte – ich brauche die heilende Wärme eines Wohlfühlromans zwischendurch!). Erst mit dieser Leidenschaft für die Sache ergibt es Sinn, sich an einem Sommertag bei 25 lauschigen Grad allein und für Stunden in ein abgedunkeltes Arbeitszimmer zurückzuziehen. Und das nicht nur einmal. Sondern immer wieder. An jedem Tag.
  3. Hartnäckigkeit. Wenn die Leidenschaft mich jeden Tag wieder an meinen Schreibtisch in dem lediglich von ein paar Kerzen und meinem Bildschirm erleuchteten Arbeitszimmer treibt, so ist es die Hartnäckigkeit, die mich daran festhalten lässt, egal was an Schlägen von vorn, von den Seiten oder von hinten auf mich einprasselt. Der Roman, für den ich gebrannt habe, erntet nur schlechte oder gar keine Rezensionen? Egal, ich mach weiter. Die Verkaufszahlen bleiben selbst hinter spärlichen Hoffnungen zurück? Egal, ich mach weiter. Das Projekt, von dem ich fest überzeugt bin, an dessen Potenzial und Relevanz ich glaube, erntet nur Verlagsabsagen? Egal, ich mach weiter. Rechts und links stürmen Kollegen die Bestseller-Listen und meinen Namen kennt niemand? Egal, ich mach weiter. Ohne diese Hartnäckigkeit hätte ich vermutlich das Schreiben bereits vor dem zweiten Roman aufgegeben. Ohne diesen Biss hätte ich die vielen Durststrecken nicht überstanden. Wie oft scheint die Karriere nicht voranzugehen. Wie oft steckt eine Geschichte fest, komme ich an Figuren nicht heran oder erscheint mir alles so verzweifet banal. Und dann ist sie es, die kernige, knochenstarke, dickschädelige Hartnäckigkeit, die mich am Kragen packt und mir ins Ohr brüllt: „Willst du etwa aufgeben? WILLST DU ETWA AUFHÖREN? NEIN? ALSO STEH AUF UND MACH WEITER!“ Und dann stehe ich auf, schüttel mir den Staub aus den Haaren, klopfe ihn aus Jacke und Hose und beginne wieder mit Punkt 1: dem Handwerk.

Das Handwerk, die Leidenschaft und die Hartnäckigkeit.

Feder – Rose – Schädel. Ich. Autorin. Writer to the bone.

 

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